Herren I: HSG wird ostbayerischer Meister 2018

The road to glory: Der steinige Weg zum größten Erfolg des Jahres – Ein Blick hinter die Kulissen der HSG

„Die Vorbereitung auf dieses Pokal Turnier war hart. Womöglich härter als alle Saison-Vorbereitungen, die wir je hatten.“ schildert mir Walter Anheuer gedankenverloren mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Ich bin überwältigt von dieser Truppe.“, fügte er hinzu und streichelt dabei einen seiner Zebrafinken sanft über die Brust.

Die Männer der 1. Mannschaft der HSG hatten nach einer durchwachsenen Saison nur ein Ziel: Den Pokal. Nach dem letzten Saisonspiel wurde normalerweise ein Schlussstrich gezogen und alle Spieler haben sich mit Sack und Pack in die Sommerpause verabschiedet und erst im Juni wieder zu Wort gemeldet.
„Dieses Jahr war das anders.“, erinnert sich Vorstand Manfred Rühl während er von seinem Kuchen abbeißt. „Die Bereitschaft der Mannschaft den wichtigsten Handballpokal in Ostbayern zu gewinnen war enorm.“

Neben den beiden Trainingseinheiten am Dienstag und Donnerstag wurden weitere Akzente gesetzt. Ein Großteil der Mannschaft verabschiedete sich für vier Tage in ein Trainingslager nach Österreich.
„Ich bin begeistert, dass auch Spieler der 2. Mannschaft mit den Weg nach Österreich angetreten haben. Das steigerte den Zusammenhalt und die Moral der Mannschaft enorm.“, erzählt Organisationskönig Maximilian Willert stolz und setzt einen weiteren Hacken auf seinem Klemmbrett.

Und auch die neuen Gesichter der HSG fanden bereits ihren Platz in den Reihen. Ich setze mich mit Louis Hesse zusammen. „Es ist der Wahnsinn, wie schnell ich in die Mannschaft integriert wurde. Ich bin zwar erst ein Jahr hier, aber es fühlt sich jetzt schon wie ein ganzes Leben an.“ Flüstert mir der schüchterne Mittelmann ins Ohr und geht mit einem aufblasbaren Wal zu seinem nächsten Date.

Die Stimmung ist hervorragend und trotz körperlichen Herausforderungen hat man das Gefühl in guter Laune ertrinken zu müssen. Ich gehe weiter zu meinem nächsten Interviewpartner. „Wann gehen wir eigentlich endlich mal wieder Branschen?“ dröhnt es durch das Treppenhaus und Roland Schumann kommt fröhlich das Treppengeländer heruntergerutscht.

Dennoch hatten über dieses Wochenende nicht die klassischen Handballspezifischen Trainingselemente Priorität. Neben Handgelenks- und Präzisionsübungen mit dem Tischtennisball wurden außerdem einige frei gestaltbare Tanzstunden angesetzt, bei denen mehrere legendäre Choreografien geboren wurden.
„Ich habe im letzten Jahr meine neue Leidenschaft entdeckt: Das Tanzen. Durch die Unterstützung der Mannschaft und das nicht vorhandene Schamgefühl innerhalb der Truppe, konnte ich endlich meinem Bewegungsdrang freien Lauf lassen – Eine Bereicherung für mein Leben.“, beschreibt Kevin Gumbert und widmet sich wieder seinen Liegestützen.

Außerdem stand nicht nur die Bewegung im Vordergrund. Auch die richtige und gesunde Ernährung liegt den Spielern am Herzen. „Es war wichtig vom isotonischen Sportgetränk zum vitaminhaltigen Traubengetränk zu wechseln.“, erläutert mir Lukas Hückel gestenreich. „Dadurch wirkten alle Spieler noch einmal viel aufgeputschter und wacher.“ fügt der Torhüter hinzu und bügelt weiter die Falten aus seinen Hemden.

Zusätzlich wollten sich einige Spieler in das bisher weniger bekannte Grundelement Wasser wagen. Mit waghalsigen Manövern im Raftingboot und spektakulären körperlichen und emotionalen Erfahrungen beim Sprung in das kühle Nass stießen so einige Athleten an Ihre Grenzen.
„Joa, Ich musste mich schon überwinden in die Salzach zu springen. Die Kälte am Anfang hat mich schon überwältigt, aber nun fühle ich mich wie neu geboren.“, so Linksaußen Robin Schmieding, als er der Mannschaft gerade seinen neuen Trickwurf „Falling Robbers“ vorführen wollte.

Jedoch  musste man feststellen, dass trotz Bereitschaft und Ehrgeiz der ein oder andere an seine Grenzen gestoßen ist. So wie Sebastian Fürgut: „Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte, aber auf der Heimfahrt hat mich einfach alles eingeholt, was ich in den letzten Tagen an Leistung erbracht habe. Es tut mir Leid, dass die Jungs nun wegen mir den Bus sauber machen müssen.“, erzählt der lockige Linkshänder während er seinen putzenden Mannschaftskollegen zusieht.

In den folgenden Tagen nach dem Trainingswochenende wurden alle Wunden geleckt, um sich auf das zweitgrößte Ereignis des Jahres vorzubereiten. Das legendäre Bergturnier 2018 stand an und alle Beteiligten sahen dies als optimale Generalprobe für das lang herbeigesehnte Pokalturnier.
„Ich finde man sieht auch heute wieder, dass sich in den Köpfen der Spieler etwas verändert hat. Alle haben Bock, Dampf und Feuer hinter jeder Aktion. Ich bin mir jetzt schon sicher, dass für das Pokalturnier Geschichte geschrieben wird, egal wie es ausgeht.“, erklärt mir Torhüter Thomas Hutzler, während er schwitzend die Steaks auf dem Grill wendet.

Als letzten Meilenstein vor dem Tag X, an dem der Pokal erspielt werden sollte, galt es nun für einige Spieler der HSG ein Zusatztraining anzusetzen. Ein Bergsteigen-12-Tage-Trainingsplan sollte das Tüpfelchen vom i im Wort „Vorbereitung“ sein. Zwar galt dieses Training als optional, dennoch zeigten einige Spieler ihr Durchhaltevermögen und stießen erneut an Ihre Grenzen. „Manche scheiterten tragischer Weise auf der Zielgeraden, andere leider bereits beim Startschuss. Ich bin einfach nur froh, dass ich es 12 Tage durchgehalten habe, jeden Tag den Berg zu besteigen. Ich bin mir aber auch sicher, dass es nie wieder versuchen werde.“, sagt Max Erhardt mit Tränen in den Augen und wischt sich einen Tropfen Pfefferminzschnaps aus dem Mundwinkel.

Nun stand er an, der Tag der Wahrheit. Alle Kräfte fokussierten sich auf das eine Turnier. Auf zwei Gegner, auf zwei Partien, auf zwei mal 3600 Sekunden. Dies sollte ausschlaggebend und wegweisend für die eingeschworene Truppe der HSG sein. Der Verlauf dieses Turniers sollte  historisch werden

HG Hemau/Beratzhausen zog zurück.
Schierling/Langquaid zog zurück.

Die HSG Erlangen/Niederlindach gewinnt hochverdient den ostbayerischen Pokal 2018.

Für die HSG spielten:
Gerschütz, Hutzler, Hückel, Rödel, Schindler, Schumann; Ardiles, Bucher, Boolzen, Bornaz, Brunner, Burkhard, Diefenbach, Dubiel, Dyes, Erhardt, Fath, Fürgut M., Fürgut S., Gessner, Gilg, Gottesbüren, Grübel, Gumbert, Hauer, Hesse, Hoppe, Kirsche, Kolbe, Loncar, Mehl, Mombour, Nehring, Possel, Reich, Rowold C., Rowold R., Rühl, Sackmann, Schätzl, Schmieding, Siegl, Strobel, Stübinger J., Stübinger L., Tully, Vincentz, Wiesinger, Wilferth, Willert

Moby